Chronik
Geschichte der Stadtkapelle Amorbach

Stadtkapelle im Jahr 2019
Die Ursprünge der bürgerlichen Blasmusik in Amorbach gehen auf das Jahr 1814 zurück. Offensichtlich war der damalige Stadtpfarrer Friedrich Bauer Initiator einer „Kirchen und Städtischen Music“. In dieser Kapelle, die in ihrer Besetzung der heutigen ähnelte, sind die Wurzeln unserer Stadtkapelle zu erkennen.
Die Konkurrenz war jedoch schon in dieser Zeit groß: neben der 30 Mann starken „Profikapelle“ des Fürstlich Leiningenschen Theaters existierte in diesem Jahr schon eine Musikabteilung des (damals noch hessischen) Landwehr-Bataillons (2. Bataillon des Großherzoglich Hessischen 16. Landwehr-Regiments).
Neuen Schwung bekam die bürgerliche Blasmusik durch die Verordnung über die „Belebung des Sinnes für Musik im Volke“, die 1835 von König Ludwig I. erlassen wurde. Diese Verordnung bestimmte, dass möglichst alle königlich bayerischen Landwehreinheiten eine eigene Musikkapelle bilden sollten.
Somit war man auch in Amorbach bestrebt, neben der seit 1833 geplanten Landwehrtruppe noch eine
Musikkapelle zusammenzustellen.
Am 25. August 1835 (Geburtstag und Namenstag des Königs) spielte die Amorbacher Landwehrkapelle zum ersten Mal in der Öffentlichkeit. Neben zehn Landwehrpflichtigen wurde die Formation von 14 Freiwilligen unterstützt.
In den Folgejahren prägte diese Kapelle das musikalische Geschehen in Amorbach, durch kontinuierliche Ausbildung und militärische Disziplin konnte ein hoher Qualitätsstandard und eine gleichbleibende Stärke von 24 Musikern erreicht werden.
Die Heeresreform von 1868 bedeutete aber auch für das Amorbacher Landwehrbataillon das Ende. Am Silvestertag 1869 zogen die Landwehrmänner ein letztes Mal mit klingendem Spiel durch die Stadt, um vor dem Rathaus die Bataillonsfahne an den Bürgermeister zu übergeben.
Militärisch war die königlich bayerische Landwehr zwar wenig sinnvoll, in ganz Bayern wurde durch sie aber ein solider Grundstock für bürgerliche Blaskapellen gelegt.
So dauerte es auch in Amorbach nicht lange, bis sich die Musiker in verschiedenen Gruppierungen wieder zusammenfanden.
1878 schlossen sich 14 Musiker zu einer festen Kapelle zusammen, wenige Jahre später gründete auch die Freiwillige Feuerwehr eine eigene Musikkapelle.
1890 vereinigten sich diese beiden Kapellen und spielten fortan als „Feuerwehrkapelle Amorbach“.
1895 wurde schließlich aus diesen Musikern erstmals eine „Stadtkapelle“ gegründet, die Leitung sowie die Aus- und Weiterbildung der Aktiven übernahm Hauptlehrer Aquilin Illig.
Mit Beginn des 1. Weltkrieges kam der Spielbetrieb zum Erliegen, doch schon 1920 musizierte die Stadtkapelle (nur wenige Monate) wieder, ebenso wie die von Stadtpfarrer Weber ins Leben gerufene
„Katholische Gesellenvereinskapelle“.
In diesem Jahr wurde auch erstmals ein Musikverein gegründet, der sich aus Musikern der beiden Kapellen zusammensetzte.
Die Gesellenvereinskapelle wurde am 01. April 1934 „auf höheren Befehl“ in „Stadtkapelle“ umbenannt, mit dem Kriegsbeginn 1939 kam jedoch der Spielbetrieb praktisch völlig zum Erliegen.
Eine ausführlichere Beschreibung der Geschichte der Stadtkapelle bis in diese Zeit ist nachzulesen in der Chronik von Bernhard Springer und Michael Eck (Jubiläumsfestschrift „100 Jahre Stadtkapelle Amorbach“).
Dort finden sich auch exakte Quellenangaben und ein Literaturverzeichnis zum Thema.
Nach dem Krieg dauerte es einige Jahre, bis sich die noch lebenden Musiker wieder zusammenfanden. Im Juni 1953 bestimmte der Stadtrat, dass die sich neu gebildete Musikkapelle offiziell „Stadtkapelle“ nennen darf. Am 29.03.1954 wurde schließlich der Musikverein „Stadtkapelle“ Amorbach 1954 e.V. ins Leben gerufen. Vom 31. Juli bis 2. August des gleichen Jahres feierte der junge Verein unter seinem 1. Vorsitzenden Hans Büttner sein Gründungsfest.
Die Folgejahre waren geprägt vom Mangel an Musikern, Problemen in der Nachwuchsarbeit und häufig wechselnden Führungskräften.
Erst als 1978 Anton Wodicka das Dirigentenamt seines verstorbenen Vaters Emil übernahm und im Jahr darauf Georg Elflein zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, sollte eine Phase des kontinuierlichen Aufschwungs beginnen.
Musikalisch wurde die Stadtkapelle zu einem geschätzten und bis weit über die Stadt hinaus bekannten Klangkörper, der sich auf die bayerisch-böhmische Blasmusik und Bearbeitungen der klassischen Musikliteratur spezialisiert hatte.
Die Verleihung der Pro-Musica-Plakette (1979) und die Ausrichtung des Verbandsmusikfestes (1983) waren Höhepunkte im Vereinsgeschehen dieser Epoche.
Die beiden Protagonisten dieser Phase schrieben hierbei selbst Vereinsgeschichte: Kein Dirigent leitete in Amorbach je eine Kapelle länger als Toni Wodicka (1978-1996), noch nie zuvor führte ein 1. Vorsitzender den Musikverein so lange wie Georg Elflein (1979-2002).
2002
Bernhard Springer wird zum 1. Vorsitzenden gewählt. Hubert Morawetz übernimmt den Taktstock und prägt fortan die musikalische Ausrichtung der Stadtkapelle.
2004
Das 50-jährige Bestehen wird im Rahmen eines Kreismusikfests gefeiert. Nach intensiver Umbauphase und über 1000 Arbeitsstunden wird der neue Proberaum feierlich eröffnet.
2005
Mit einer groß angelegten Werbeaktion werden viele junge Musiker gewonnen. Die neu gegründete Jugendkapelle feiert erste Erfolge, in Kooperation mit der Musikschule Walldürn.
2006
16 Kinder aus Amorbach, Reichartshausen und Umgebung stoßen zur Jugendkapelle und stärken damit die Nachwuchsarbeit erheblich.
2007
Herbert Schwing wird 1. Vorsitzender. Die Kapelle reist nach Frieding und spielt im Kloster Andechs. Christian Gerling übernimmt die Jugendkapelle. Ein Jugendwerbetag bringt zehn neue Mitglieder.
2008
Gründung des Jugendblasorchesters Südlicher Landkreis und einer Kinderkapelle mit über 40 Kindern aus der Region. Die musikalische Leitung übernehmen Christian Gerling und Hubert Morawetz.
2009
Dirigentenwechsel in Jugend- und Kinderkapelle: Susanne Hock und Petra Stühler übernehmen. Hubert Morawetz wird Jugendkoordinator. Ein Anhänger wird zum Instrumententransport umgebaut.
2010
Erste Musikanten-Skifreizeit in Lenggries. Wir nehmen Abschied von mehreren Ehrenmitgliedern und langjährigen Vereinsmitgliedern.
2011
Die Jugendkapelle wird beim Jugendkulturpreis ausgezeichnet. Beim Ehrenabend im Pfarrheim werden zahlreiche Mitglieder für 50 Jahre Vereinszugehörigkeit geehrt.
2012
Vier langjährige Aktive werden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Das erste Bürgerfest am Alten Rathaus wird gemeinsam mit sechs weiteren Vereinen organisiert.
2013
Die Stadtkapelle erhält neue Uniformen. Ein dreitägiger Vereinsausflug führt nach Dresden, Berlin und Potsdam mit kulturellen Höhepunkten.
2014
Jugendarbeit wird komplett unter dem Namen „Jugendblasorchester Amorbach“ übernommen. Beim 60-jährigen Jubiläum werden zahlreiche Mitglieder geehrt. Zwei Vorstände erhalten das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten.
2015
Rudolf Brußler wird für seine Verdienste im Ehrenamt ausgezeichnet. Mit dem ersten Marienkonzert in St. Gangolf wird ein neues Konzertformat ins Leben gerufen. Eine Vereinsfahne wird gestaltet.
2016
Nach mehreren Jahren kehrt das Frühjahrskonzert zurück in die Aula der Grundschule. Die geplante Serenade muss wetterbedingt ebenfalls dort stattfinden. Die Schwenderskapelle wird feierlich eingeweiht.
2017
Hubertus Herkert wird als 2. Vorstand verabschiedet und zum Ehrenmitglied ernannt. Beim Ausflug nach Frieding spielt die Kapelle im Kloster Andechs und nimmt am Festzug teil.
2018
Zum 40-jährigen Kastanienblütenfest wird ein Freundschaftsband verschenkt. Höhepunkt ist der Große Zapfenstreich auf dem Schlossplatz im Rahmen der Unterfränkischen Kulturtage.
2019
Udo Gockert vertritt den erkrankten Dirigenten bei Konzerten. Beim Jugendwerbetag werden zwölf neue Musiker gewonnen. Das 65-jährige Jubiläum wird mit einer Festmesse und einem Ehrenabend gefeiert.
2020
Ein normales Jahr beginnt – bis zum ersten Lockdown. Veranstaltungen fallen aus, es gibt Balkonkonzerte. Nach kurzer Sommerphase mit Proben stoppt der 2. Lockdown alle Aktivitäten erneut.
2021
Die Vorstandsarbeit wird online fortgeführt. Dank Unterstützung der Odenwaldallianz können neue Instrumente und Technik angeschafft werden. Im Sommer finden erste Auftritte statt.
2022
Proben beginnen im April. Das Kastanienblütenfest, das Jugendzeltlager und das Bürgerfest finden wieder statt. Ein Highlight ist der Auftritt unserer Jugendkapelle bei der Michaelismesse in Miltenberg.
2023
Beim Frühjahrskonzert wird der Film „Winnetou und seine Freunde“ uraufgeführt und live begleitet. Im November nimmt die Stadtkapelle ihre erste eigene CD auf – als Vorbereitung auf das Jubiläum.
2024
Die Stadtkapelle Amorbach feierte ihr 70-jähriges Jubiläum mit einem Festwochenende. Höhepunkte waren ein Standkonzert, ein Festmarsch zur alten Turnhalle und die Eröffnung des Abends durch die Kapelle Meeblech. Gemeinsam mit befreundeten Musikgruppen sorgten sie für ausgelassene Stimmung. Nach Gottesdienst und Frühschoppen genossen zahlreiche Gäste ein fröhliches und unvergessliches Fest.